Aus der Zeit gefallen: BEATHOUSE Hier geht es gemütlich zu.

Ralf Schönrock

Es gefällt sicher nicht jedem, wenn man über ihn sagt, er sei wohl etwas aus der Zeit gefallen. Doch es könnte sein, dass Ralf Schönrock das sogar ein bisschen als ein Kompliment versteht. So jedenfalls ist es gemeint. Ralf Schönrock unterrichtet seit vielen Jahren Musik für kleine und große Leute zwischen 7 und 77. Er ist Inhaber des Beathouse in der Schweriner Friedrichstraße. „Mein Ziel ist es, Wissen weiterzugeben und dabei nicht einfach Spaß zu haben, sondern Freude. Das ist ein Unterschied: Spaß und Freude. Spaß kommt oft mit einer gewissen Lautstärke einher. Freude verbinde ich eher mit tiefer gehender Genugtuung.“, sagt er und stellt klar, dass es ihm bei seiner Arbeit nicht darum geht, viel Geld zu verdienen und reich zu werden. Da sind ihm andere Dinge wichtiger.

Sein Weg führt zur Musik

Der Schweriner lernt Zerspanungsmechaniker im Plastmaschinenwerk, arbeitet später als Verkäufer in Musikgeschäften und Lehrer. Mit der Investition seines Lebens, einer Filmkamera, schlägt er die journalistische Laufbahn ein. „Als die Handys auftauchten, mit denen man superschnell produzieren und veröffentlichen kann, wurde diese Arbeit nicht mehr vernünftig bezahlt und da habe ich meine Musikschule gegründet.“ Schönrock beginnt im Alter von 12 Jahren Gitarre zu spielen, macht die ersten Gehversuche auf dem Klavier mit 14, lernt Schlagzeug und Bassgitarre. „Ich hatte Unterricht im „Kabinett für Kultur“ - so ähnlich hieß das damals. Das hat mir nicht gefallen, das ging zu sehr nach Lehrplan.“, lacht er. „Mit freien Musikern ging das besser, mit einem studierten Schlagzeuger, der mir in seiner Freizeit etwas beigebracht hat oder mit anderen Musikern, die auch sonst im Geiste frei waren. Das hat mir am meisten gebracht.“ Später spielt Schönrock auch in einer Band. „Von Jazz bis Punk hab‘ ich alles mal probiert. Ich bin heute noch dankbar den Jazzern von „Station II“. Das waren begnadete Leute, die ja zum Teil auch heute noch Musik machen. Das waren meine größten Lehrmeister und Mentoren.“, erinnert er sich und diese Erfahrungen gibt er als Lehrer gern weiter. “Wenn ich aus dem Unterricht ein Geschäft machen wollte, mit dem Taschenrechner in der Hand, dann könnte ich nicht unterrichten. Ich stehe morgens auf und habe eine Aufgabe zu erfüllen. Meine Preise sind zwischen Gut und Böse. Damit komme ich klar.“, sagt er. „Ich glaube, Kinder, die Musik machen, gehen kritischer durchs Leben, sind kreativer und können ein besseres mathematisches Wissen entwickeln. Das ist zwar nicht mein Ziel, aber es ist ein schöner Nebeneffekt meiner Arbeit.“

Lieber machen als reden

Er ist gerne kreativ. „Musik ist nicht mein Hobby. Frag mal einen Busfahrer, ob er in seiner Freizeit auch noch gerne Bus fährt“, lacht er. Er fotografiert gern, bereitet alte Fahrräder auf, sucht den Austausch mit Leuten, hört gerne zu. Er liest gern. „Ich bin kein Redner. Ich bin so ein Typ, der macht lieber.“ Seit vielen Jahren ist die Sütterlinschrift eine seine Leidenschaften. „Ich kann sehr sauber Sütterlin schreiben, Bücher übersetzen, Postkarten, Briefe und Tagebücher aus vergangenen Zeiten lesen. Dabei komme ich zur Ruhe.“ Auch die Art und Weise des Ausdrucks gefällt ihm „Die Aufmerksamkeit und Höflichkeit, die in solchen Briefen teilweise vermittelt wird, gibt es heute so kaum noch. Ich will nicht die Welt retten, aber ein bisschen mehr Achtsamkeit täte unserer Gesellschaft gut.“, ist er überzeugt. Im BEATHOUSE gibt es Gitarren, ein Schlagzeug, ein Harmonium. Internet gibt es nicht. Die Einrichtung ist eine Mischung aus Jahrzehnten. Sie erinnert an manches Wohnzimmer. Eher praktisch und gediegen als stylisch. So wie Ralf Schönrock selbst. Hier geht es gemütlich zu.

Einiges scheint er gut und richtig zu machen

Seine Schülerinnen und Schüler kommen aus den unterschiedlichsten Elternhäusern. Da sieht er 3 Typen. Die einen möchten, dass aus ihrem Kind ein kleiner Mozart wird. Dann gibt es gibt es die, die ihre Kinder schicken, weil es alle machen. Und dann sind da die Kinder, die ihre Eltern nerven, weil sie unbedingt Gitarre lernen wollen. „Alle 3 haben ihre Eigenarten. Das wichtigste ist für mich, dass die Kinder Freude an der Musik und am Lernen entwickeln.“, sagt er. „Das gilt natürlich auch für die Erwachsenen, die zu mir ins BEATHOUSE kommen und Unterricht nehmen. Einige fangen ganz neu mit einem Instrument an, andere frischen ihre alten Kenntnisse und Talente wieder auf.“ Fast 20 Jahre ist Ralf Schönrock mit seiner Musikschule bereits selbstständig. „Ich möchte auch ein bisschen ein Gegenpol sein. Was mir wichtig ist, gebe ich gerne weiter. Das muss ja keiner annehmen. Aber so verkehrt kann das ja nicht sein.“, schmunzelt er. “Nach der Schulzeit, mit Beginn der Ausbildung oder des Studiums hören die meisten Kinder mit dem Unterricht bei mir auf. Andere Dinge sind für sie wichtig. Aber 80% lassen sich später wieder sehen. – Das heißt doch, du hast alles richtig gemacht, du warst ihnen als Lehrer wichtig und auch menschlich für sie da. Und umgekehrt gilt das auch.“