Sie haben eine Mission Lebensmittel retten - foodsharing

Dorothea Kramer und Stefan Klobe

Sie sind „Botschafter“. Und sie haben eine Mission: Lebenmittel retten! Dorothea Kramer und Stefan Klobe leben in Schwerin. In der LAndeshauptstadt von mecklenburg-Vorpommern vertreten sie allerdings keinen Staat und genießen auch keine diplomatische Immunität. Sie vertreten eine Idee und haben eine Botschaft: Sie retten Lebensmittel mit „foodsharing“.

Zu viel landet in der Tonne

Etwa 4 Milliarden Tonnen Lebensmittel werden weltweit jedes Jahr produziert. Fast ein Drittel der produzierten Lebensmittel, das heißt 1,3 Milliarden Tonnen, landen im Müll. Lebenswichtige Ressourcen wie Ackerflächen und Wasser werden unnötig verschwendet, vermeidbare Treibhausgase entstehen. Dabei ist vieles, was auf dem Müll landet, noch genießbar. Das Umweltbundesamt, Deutschlands zentrale Umweltbehörde, und viele andere geben daher Tipps, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden. „Wir alle sind dafür verantwortlich, dass Lebensmittelhändler, Produzenten, Gastronomen und Haushalte jedes Jahr tonnenweise Lebensmittel wegwerfen.“, sagt Dorothea Kramer. Und genau hier setzen sie und Stefan Klobe mit ihrem ehrenamtlichen Engagement an. „Stefan und ich sind Mitglieder der Initiative „foodsharing“. Wir "retten" ungewollte und überproduzierte Lebensmittel in privaten Haushalten sowie von regionalen Herstellern oder Händlern. Damit setzen wir uns ganz praktisch gegen Lebensmittelverschwendung ein.“, so Kramer. Und sie öffnet einen Beutel mit Obst, Gemüse und Tomatenketchup, die sie soeben vor dem Wegwerfen „gerettet“ hat und die nun verteilt werden. Sie nennt es „fair-teilen.“

200.000 Leute sind dabei

Die „foodsharing-Initiative“ entstand 2012 in Berlin. Bis heute ist sie zu einer internationalen Bewegung mit über 200.000 registrierten Nutzern in Deutschland, Österreich, der Schweiz und weiteren europäischen Ländern herangewachsen. In Schwerin hat die Gemeinschaft der Lebenmittelretter gut 20 aktive Mitglieder. Sie nennen sich „Foodsharer“ oder „Foodsaver“. In einer Schulung lernen sie die Grundsätze der Initiative kennen. Sie erhalten einen Ausweis mit Lichtbild mit dem sie dann ehrenamtlich Lebensmittel bei mit „foodsharing“ kooperierenden Betrieben einzusammeln dürfen. Dann sorgen sie dafür, dass das gerettete Essen fair verteilt und alles aufgegessen wird. Mitwirkende müssen nicht im klassischen Sinne „bedürftig“ sein.

Fail teilen statt wegwerfen

„Stellen Sie sich vor, Sie gehen auf Reisen und Ihr Kühlschrank ist kurz vor der Abfahrt noch gut gefüllt. Was machen Sie mit den Lebensmitteln?“, fragt Stefan Klobe. Er hat auch eine Antwort parat: „Sie geben die Lebensmittel Ihren Nachbarn oder stellen sie Mitgliedern der „foodsharing-Gemeinschaft“ über die Online-Plattform „foodsharing.de“ zur Verfügung. Neben Privatleuten beteiligen sich Betriebe an der Rettung von Lebensmittel und stellen überschüssige, noch genießbare Lebensmittel zur Verfügung.“

Die Koordination der Schweriner „foodsaver“ übernehmen Kramer und Klobe gemeinsam. Erste Erfahrungen hatten sie damit bereits in Chemnitz gesammelt und sind so „foodsharing-Botschafter“ geworden. In der Landeshauptstadt führen sie seit 2 Jahren neue Interessierte an die „foodsharing-Idee“ heran, organisieren Treffen und suchen den Kontakt zu Einzelhändlern und Produzenten in der Region. „Wir holen regelmäßig oder aus Zuruf die Lebensmittel bei den Betrieben ab. Der Hofladen in Medewege und Nancys Café in der Goethestraße gehören zu unseren Partnern.“, so Dorothea Kramer. Sie wünscht sich, dass die Idee noch mehr Schwerinerinnen und Schweriner anspricht. Stefan Klobe stellt klar: „Wie sehen uns nicht als Konkurrenz zu „Die Tafeln: Lebensmittel retten. Menschen helfen.“ Seit der Gründung arbeitet „foodsharing“ eng mit den Tafeln zusammen. „foodsharing“ lässt der Tafel bei Kooperationen und Abholungen aufgrund ihres Bedüftigkeits-Anspruches immer den Vortritt. Mit unserem Wunsch, nachhaltig zu wirken und der Lebensmittelverschwendung in allen Bereichen entgegen zu wirken, rettet „foodsharing“ dort und zu den Zeitpunkten, wo es der Tafel nicht möglich ist. So ergänzen wir uns und sind zusammen ein starkes Team.“

Mit der TAFEL kooperieren

2015 haben die Tafeln und „foodsharing“ auf Bundesebene einen Kooperationsvertrag zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung geschlossen. Kramer und Klobe sind überzeugt:“ 2/3 der gesamten Lebensmittelverschwendung könnten durch Engagement von Lebensmittelerzeugern und -händlern, Foodsavern und Privatpersonen vermieden werden.“ Dafür wollen sich die angehende Psychologin und der Student der Elektrotechnik in der Landeshauptstadt auch weiterhin einsetzen. Darüber berichten Dorothea Kramer und Stefan Klobe im Podcast „Man müsste mal …“

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