Keep in shape! für den SCC Palmberg Schwerin Kertu Laak aus Estland

Kertu Laak, Estland

Sie wusste es seit dem Ende des Frühjahrs 2021. Da lebte sie noch in Italien und lief für den italienischen Erstligaclub Reale Mutua Fenera Chieri 76 auf das Volleyballfeld. „Ehrlich gesagt, ich musste erst einmal auf der Landkarte nachsehen, wo Schwerin liegt!“, lacht Kertu Laak (23) aus Estland. „Meine Mutter ist in Tallinn zur Schule gegangen und war bereits als Schülerin einmal in Schwerin. Es hat ihr gefallen. Aber für mich ist es eine Premiere.“ Seit Mitte August ist die junge Estin in der Landeshauptstadt und stärkt den Kader der Volleyballerinnen des SSC Palmberg Schwerin. Kertu Laak selbst ist auch für den SSC eine Premiere. Sie ist in der Vereinsgeschichte des Schweriner Volleyball-Bundesligisten die erste Spielerin aus Estland.

Viel Wald und wenige Nachbarn

Aufgewachsen ist Kertu Laak mit ihrem drei Jahre jüngeren Bruder in der Nähe von Kohila, einer Kleinstadt etwa 33 Kilometer südlich von Tallinn. Viel Wald, der nächste Nachbar einen Kilometer entfernt. “Jeder kannte dort jeden. Meine beste Freundin hatte eine Schwester, die genauso alt war wie mein Bruder. Im Sommer haben wir von morgens bis abends draußen gespielt.“, erinnert sie sich. „Und oft waren wir zu Besuch bei meiner Großmutter im Seebad Pärnu an der Ostsee.“

Als Jugendliche besucht sie Tanzstunden und lernt Geige spielen. Aber nichts macht ihr so viel Spaß wie das Volleyballspielen. Laak beginnt früh damit. „Es waren andere, die mein Talent entdeckt haben.“, sagt sie mit typisch estnischer Zurückhaltung. „Ich war relativ groß. Aufgrund meiner Unterrichtszeiten musste ich mit 2 oder 3 Jahre älteren Mädchen trainieren. „Das war eine gute Lehre!“, sagt sie im Rückblick.

Schneller Aufstieg am Volleyballnetz

Kertu Laak spielt in Hallen- und Beachvolleyball-Jugendmannschaften, darunter bei Audentes SG/NK. Mit der Damenmannschaft des Kohila VK, wird sie viermal estnische und dreimal baltische Meisterin. Bereits im Alter von 15 Jahren ist sie 2013 Mitglied der estnischen Nationalmannschaft. Zunächst ist sie „Setterin“. Als Zuspielerin hat sie die Aufgabe, die Angriffe der eigenen Mannschaft zu koordinieren und die Angreiferinnen entsprechend einzusetzen. Inzwischen spielt sie sehr erfolgreich als Diagonalangreiferin.

Estland - Finnland - Italien

„Als ich nach der High School gefragt wurde, ob ich bereit sei, in Finnland zu spielen, habe ich sofort zugesagt!“ Im Ausland zu spielen, ist der Traum vieler estnischer Sportlerinnen. „In Estland fehlt den Vereinen das Geld, um die Spielerinnen zu bezahlen. Sie gehen neben dem Sport einer Arbeit nach, um den Lebensunterhalt zu verdienen.“ Kertu Laak hatte da mehr Glück. Ihre erste Auslandsstation ist im Herbst 2017 der finnische Club LP Viesti Salo. Zwei Jahre später geht es nach Italien und von dort nun nach Schwerin. „Dieser Sommer war sehr schön in Estland, nicht so viel Regen wie sonst.“, sagt Laak. Im Trainingslager der Estnischen Nationalmannschaft und während der drei Freundschaftsspiele gegen das finnische Frauenteam hält sie sich fit.

Die Entscheidung: Schwerin

Die Entscheidung für den SSC Palmberg Schwerin zu spielen fiel ihr leicht. „Ich habe die Bundesliga und die Play-Off-Spiele schon lange verfolgt und wusste, dies ist eine wirklich erfolgreiche Mannschaft. Das ist eine tolle Chance für mich.“

Auch hier wird der Alltag der Athletin schnell zur Routine: morgens Training, Mittagspause, wenn möglich mal ein Nickerchen und dann nachmittags wieder Training. „Keep in shape!“ – also in Form bleiben ist angesagt.

Der Start von Kertu Laak beim SSC beginnt in einer kleinen Runde. Viele Spielerinnen sind Im August unterwegs zur Volleyball-Frauen-Europameisterschaft. Estland ist nicht dabei, die deutsche Nationalmannschaft schon. Darum sind nur wenige Spielerinnen des SSC in Schwerin. Mit diesen gemeinsam bereitet sich Kertu Laak auf den bevorstehenden Supercup und den Saisonstart 2021/2022 Anfang Oktober vor.

In ihrer Freizeit liest sie gern. Besonders mag sie das schwedische Autorenduo Alexandra Coelho Ahndoril und Alexander Ahndoril, das unter dem Pseudonym Lars Kepler Kriminalromane schreibt. „Aber viel zu oft habe ich die Fernbedienung des Fernsehers schneller in der Hand als ein Buch und komme gar nicht zum Lesen.“, lächelt sie.

Viel gesehen hat Kertu Laak von Schwerin bisher nicht. „An meinen freien Tagen war wirklich schlechtes Wetter, aber die ersten Eindrücke von der Stadt sind toll! Und ich freue mich jetzt darauf, die Schwerinerinnen und Schweriner und natürlich die ganze Mannschaft kennenzulernen und gemeinsam mit den Spielerinnen und dem Team erfolgreich zu sein.“

Länderinfo Estland

Die Republik Estland, estnisch Eesti Vabariik, ist der nördlichste der drei baltischen Staaten. Im Süden grenzt Estland an Lettland, im Osten an Russland und im Norden und Westen an die Ostsee. Enge Beziehungen bestehen zu Finnland, und historisch gibt es durch die Deutsch-Balten kulturelle Verbindungen nach Deutschland.

Neben der estnischen Mehrheit – knapp 70 % der Bevölkerung, gibt es mit 25 % eine große russische Minderheit sowie kleinere Gruppen von Ukrainern, Weißrussen und Finnen.

In der Hauptstadt Tallinn, einer der Partnerstädte Schwerins, sind nur gut die Hälfte der Einwohner ethnischen Esten. Geschäftssprachen sind Estnisch, Englisch und Russisch.

Das kleinste Land im Baltikum gilt als digitaler Vorreiterstaat und bietet das weltweit beste digitale Lebens- und Geschäftsumfeld für die IT-Branche. Täglich nutzen viele Millionen Menschen die Software „Skype“, eine Entwicklung aus Estland.

Estland arbeitet zudem intensiv an einer Energiewende und hat die Gesundheit der 1,3 Millionen Einwohner im Blick. Seit 2018 gilt in Estland eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke, deren Zuckergehalt höher als fünf Gramm pro 100 Mililiter liegt oder denen Süßstoff zugefügt wurde. Die Höhe der Steuer hängt vom Zuckergehalt eines Getränks ab.