Historikern, Putzfrau, Kosmetikern Manana Maja Berekashvili

Manana Maja Berekashvili aus Georgien

Sie kommt aus der Region Imeretien, eine gute Autostunde landeinwärts vom Schwarzmeerhafen Poti und 40 Kilometer westlich von Kutaissi in der Kolchischen Tiefebene. Dort liegt Samtredia, die Heimatstadt von Maja Berekashvili.

„Die Stadt ist klein und hübsch. Wir haben mitten in der Stadt gelebt. Häuser mit Mietwohnungen gibt es nur wenige. Viele Leute haben eigene Häuser.“, erinnert sie sich. „Auch wir hatten ein eigenes Haus und haben als Kinder viel auf der Straße gespielt. Heute lebt dort mein Bruder und betreibt ein Geschäft für Elektroartikel.“

Maja Berekashvili besucht die russische Schule. „Wir waren verschiedene Nationalitäten in der Klasse. Armenier, Russen, Ukrainer, Griechen, Georgier und andere. Das war für uns normal. Georgien ist ein armes Land, aber ein großes Herz haben wir immer.“, lacht sie.

1984 beendet sie die Schule. Maja Berekashvili reist mit ihrer Mutter in die Ukraine. Sie bewirbt sich dort um die Aufnahme an der Universität. Die Fahrt mit dem Zug dauert fast 2 Tage. Vier Prüfungen. Es klappt. In Charkiw studiert sie Geschichte. Die Stadt liegt im Nordosten der Ukraine und ist nach Kiew die zweitgrößte Stadt und mit 42 Universitäten und Hochschulen das nach Kiew bedeutendste Wissenschafts- und Bildungszentrum des Landes.

Ihren Urlaub verbringt die Studentin - und später auch die Wissenschaftlerin - in Georgien. „Wir waren im Schwarzen Meer baden, sind auf Berge geklettert und haben Freunde und Familie getroffen.“ 10 Jahre arbeitet sie im Geschichtsmuseum der Universität. „Ich habe Vorträge gehalten und Führungen vor allem für ausländische Studenten gemacht. Inzwischen hat sich viel geändert. Was wir damals gelernt haben, gilt heute nicht mehr. Alles wird neu geschrieben. Wir wissen wirklich nicht: Was ist die historische Wahrheit?“

In der Ukraine lernt Maja Berekashvili ihren Mann kennen. Die beiden bekommen einen Sohn. Die Zeiten in der Ukraine werden schwierig. „Wir haben viel gearbeitet, aber der Lohn hat zum Leben nicht gereicht.“, sagt sie. Und auch in Georgien sieht es in den neunziger Jahren nicht gut aus. Während der bewaffneten Konflikte ist Samtredia 1993 von den Anhängern des früheren Präsidenten Swiad Gamsachurdia besetzt. Bei Angriffen der Regierungstruppen unter Eduard Schewardnadse wurde die wirtschaftliche Infrastruktur weitgehend zerstört.

„Mein Mann und ich haben überlegt: Israel, USA oder Deutschland. Nach Israel wollte ich wegen unseres Sohnes nicht. In den USA hat mein Mann viele Verwandte, aber ich wollte nicht soweit weg von meiner Familie sein. Da blieb dann Deutschland.“, so Berekashvili.

1999 kommt die Familie in einer Gruppe jüdischer Emigranten mit dem Bus in das Auffanglager Schlagbrügge. „Die Entscheidung für Schwerin haben wir spontan getroffen.“, lacht Berekashvili. „Und seitdem lebe ich hier.“

Ihr Sohn ist damals 12 Jahre alt und kommt zur Schule. Sie lernt Deutsch. „Wir haben bei null angefangen. Als Historikerin hatte ich hier keine Chance. Ich habe in einer Reinigungsfirma angefangen, später dann 9 Jahre in der Löwenapotheke am Bahnhof geputzt und alles was möglich war gemacht.“

Der Inhaber geht in den Ruhestand, verkauft die Apotheke und das Personal muss gehen. Maja Berekashvili steckt den Kopf nicht in den Sand. Stattdessen knüpft sie beruflich an ihre Vergangenheit in der Ukraine an. Schon dort hat sie das Handwerk der Kosmetikerin – parallel zur Arbeit im Museum - erlernt. Sie qualifiziert sich weiter, besucht Seminare. Gesichtsreinigung und -massage, Kosmetik, Nagelmodelage und Fußpflege gehören jetzt seit 2010 zu ihrem Repertoire.

„Ich mag meine Arbeit beim Haar-Cosmetic-Team HCT und habe einen guten Draht zu meinen Kunden. Zur Kosmetik kommen mehr Frauen, aber zur Maniküre und Fußpflege kommen auch Männer.“, lächelt sie einladend.

Inzwischen lebt Maja Berekashvili fast 21 Jahre in Schwerin. Sie hat 2 Enkelkinder. Sie leben mit Sohn und Schwiegertochter in Leipzig. „Dort besuche ich sie so oft ich kann.“, sagt sie. Ihr Freundeskreis in der Landeshauptstadt ist groß: Deutsche, Russen, Ukrainer, Georgier. Fast so wie in der Schule damals. „Ich war ganz allein hier am Anfang, ohne Familie und Freunde. Mecklenburger sind eher vorsichtige Leute, bei ihnen muss man sich viel Mühe geben. Aber dann sind sie warm und herzlich. Am Krebsbach habe ich einen Kleingarten. Bohnen, Tomaten, Kartoffeln. Das Eigene ist doch immer das Beste.“, freut sie sich.

Heute ist Maja Berekashvili in Schwerin Zuhause. „Natürlich habe ich manchmal Heimweh nach Samtredia, meiner richtigen Heimat.“, sagt sie und da hilft dann vielleicht ein leckeres Chatschapuri, ein überbackenes Käsebrot, eine Spezialität der georgischen Küche.