Statt Hilton nun Erstaufnahmeeinrichtung Stern Buchholz Amir Hanna aus Ägypten
In Kairo ist er im Hilton ein- und ausgegangen. Nein, nicht als Gast. Amir Hanna hat hier seine Ausbildung als Hotelfachmann gemacht.
Der Ägypter ist 1972 in der Metropole Kairo als sechstes Kind einer christlichen Familie geboren. Er wächst im Stadtteil Shoubra auf. „Shoubra ist einer der größten Bezirke der Stadt und bekannt durch den Bau einer Haltestelle der ersten, neugebauten U-Bahnlinien auf dem afrikanischen Kontinent.“, so Hanna.
Sein Vater ist Eigentümer einer Fabrik für Herrenbekleidung und betreibt Handel mit Unternehmen in Belgien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. Amir Hanna und seine Geschwister begleiten den Vater oft auf seinen Reisen. So verbringt der junge Amir oft seine Sommerferien in den Niederlanden und lernt fast im Vorübergehen die Landessprache.
In der Schule schwärmt Amir für Geographie. „Ich war schon immer begeistert von der Erde. Die Kontinente und die Länder habe ich aus dem Kopf gezeichnet und das dann mit den schönen arabischen Schriftzeichen beschriftet.“ Nach der 10. Klasse besucht er die Hotelfachschule. Im dritten Ausbildungsjahr steht die Praxis im Mittelpunkt. Für Amir Hanna geht während der nächsten Monate ins Hilton in Kairo. „Hohe Qualität für den Gast, tolles Trinkgeld. Schon als Praktikanten im Service waren wir stolz, in diesem Hotel zu lernen und zu arbeiten.“, sagt Amir Hanna.
Er studiert an der ‚Abasia Model School für Tourismus und Hotel‘ und absolviert seinen Militärdienst. Dann kehrt er als Trainer für die Mitarbeiter zurück ins Kairoer Hilton.
Amir Hanna ist seit 1995 in Deutschland. Seine erste Station ist Offenbach. Er hat zuvor Christine aus Bad Homburg kennengelernt und sie in Kairo geheiratet. Zunächst arbeitet Amir Hanna als Trainer und Coach für das Personal in den Hilton Hotels in Weimar, München, Frankfurt, Dortmund, Offenbach, Dresden und Köln. „Da war ich sehr viel unterwegs. Das war für die Familie anstrengend.“
Hanna sucht sich einen festen Job in der Nähe. Die Eheleute bauen ein Haus. 2005 kommt die Tochter Samira zur Welt. Die Eltern arbeiten. Hanna erst in Hotels, dann eröffnet er ein kleines Restaurant. Seine Frau studiert Medizin und ist dann Ärztin im Praktikum. „Für mich war das mehr ‚Arzt in Panik‘. Viele Dienste, hoher Druck. Wir haben uns kaum noch gesehen und nur noch mit Zetteln verständigt.“ Der Ehe tut das nicht gut. Die beiden trennen sich.
Amir Hanna findet einen Job in Eindhoven in den Niederlanden. Dort erreicht ihn eher zufällig seine ehemalige Chefin, Martina Lux-Grella. Sie ist seit 2006 die Inhaberin des renommierten Hotels „Niederländischen Hof“ am Pfaffenteich in Schwerin. Hanna besucht Martina Lux-Grella und sie holt den erfahrenen Gastronomen im Frühjahr 2008 als Bankettleiter ins Haus. „Das war eine wirklich tolle Zeit. Aber nach ein paar Jahren hatte ich keine Lust mehr, in der Gastronomie zu arbeiten. Ich wollte etwas anderes machen.“
Mit seinen Erfahrungen aus dem Hotelfach bewirbt Hanna sich im Sommer 2015 als Betreuer bei den Maltesern in der Erstaufnahmeeinrichtung Stern Buchholz. „Menschen helfen. Das ist doch eine gute und sinnvolle Aufgabe.“ Nützlich für die Arbeit in Stern Buchholz sind sein Organisationstalent und seine guten Sprachkenntnisse: Arabisch, Englisch, Niederländisch und Deutsch. Mit seinem Wechsel ist Amir Hanna auch heute noch zufrieden. „Niemand kann entscheiden, wann und wo er geboren wird. Wir sind alle nur Gäste auf der Erde. So sollten wir uns auch verhalten.“, meint er.
Zwei seiner Brüder leben in den Niederlanden und die anderen fünf Geschwister in Ägypten. „Wir treffen uns regelmäßig und haben ein gutes Verhältnis untereinander. Zum letzten Mal war ich Weihnachten in Kairo. Auch wenn meine Mutter und mein Vater nicht mehr leben, treffen wir uns dann in meinem Elternhaus“, so Hanna. „Früher als ich noch näher am Frankfurter Flughafen gelebt habe, konnte ich auch schnell mal für ein verlängertes Wochenende nach Kairo zu fliegen, aber das geht jetzt nicht mehr so leicht.“
Der bekennende HSV-Fan hat oberhalb vom Ostofer See einen Kleingarten. Hier verbringt er gerne seine Freizeit. „Schon als Kind in Kairo war der HSV mein Verein. Ich hätte niemals gedacht, einmal selbst ins Stadion zu gehen.“, lacht er.
„In Schwerin habe ich sehr gute Freunde gefunden. Und ich bin zuhause hier.“ Seine Besucher führt er immer wieder gerne zum Schweriner Schloss. „Mein Freund aus Berlin sagt bereits: ‚Nicht schon wieder!‘. Aber da muss er durch.“
Länderinfo Ägypten
Die Arabische Republik Ägypten ist ein interkontinentaler Staat im nordöstlichen Afrika. Eine Landbrücke führt vom afrikanischen Teil auf die Halbinsel Sinai. Diese Halbinsel wird zu Asien gezählt.