Anpacken geht auch vegan Braden C. Dickson aus Südfafrika
„Letzte Woche waren es 86 Stunden für mich und für meine Frau sogar 92. Neulich waren wir noch nach Mitternacht im Laden: Plötzlich kam der Sicherheitsdienst und wollte wissen, was wir hier noch machen: Inventur. Naja und Sonntag war dann die Buchführung dran.“, sagt Braden Cole Dickson. Der 22Jährige hat im Sommer 2019 gemeinsam mit seiner Frau, Neline Madsen-Leibold (21) im Schweriner Schlossparkcenter ein „Fast-Food-Restaurant“ eröffnet. „Hier gibt es Speisen vegan, vegetarisch und natürlich alles auch mit Fleisch.“, lacht Dickson. „Wir stehen am Anfang und lernen jeden Tag dazu. Nicht immer klappt alles beim ersten Mal!“. Seine Frau schaut nur kurz um die Ecke, sie muss los, die Smoothie-Maschine holen. Die beiden haben wirklich alle Hände voll zu tun.
Aufgewachsen ist Braden Cole Dickson in Johannesburg, Südafrika. Seine Eltern trennen sich, als Braden 7 Jahre alt ist. „Mit mir und meinen zwei jüngeren Brüdern war das nicht immer leicht für meine Mutter. Aber sie hat echt getan, was sie konnte.“ So Dickson, der in Johannesburg die älteste öffentliche Schule für Jungen, gegründet 1890, die „Jeppe High School“ besucht. „Wir hätten den Schulbesuch nicht bezahlen können, doch ich hatte ein Stipendium“, sagt er. „Die Schule steht für die Geschichte und all die Veränderungen in der Stadt. Wir waren Jungs aus wohlhabenden und armen Elternhäusern, es gab alle Hautfarben und Sprachen. Unsere Schuluniform war schwarz-weiß gestreift. Black and white! Wenn ich daran denke, bekomme ich eine Gänsehaut! Das war wirklich toll!“
2013 ziehen Mutter Alsion und die 3 Söhne nach Pretoria. Dort wird Braden Cole Dickson Schulsprecher an der „Sutherland High School“. „Hier hat sich mein Leben echt geändert. Ich habe gesehen, was alles möglich ist und was ich leisten kann, wenn ich das wirklich will.“
Er lernt Neline Madsen-Leibold an der Schule kennen. Sie werden ein Paar. Dem beginnenden Stress mit dem neuen Partner der Mutter weicht er aus. Er zieht zu den Eltern seiner Freundin. „Wir waren zwar noch sehr jung, aber das war eine gute Entscheidung!“
Dickson spielt erfolgreich Rugby, bis zu einem Bänderriss 2015. Dann geht auch die Schule zu Ende und er sucht sich eine Arbeit. „Für Adidas habe ich die Verkäufer in den Geschäften beraten und ihnen gezeigt, wie die Sportschuhe hergestellt werden, welche Eigenschaften sie haben. Nebenbei jobbt er in einer Kneipe. Neline beginnt mit einem Studium. An der Hochschule lernt sie auch Deutsch. Doch die Studienbedingungen verschlechtern sich und das junge Paar sucht nach Alternativen.“
„Neline sprach etwas Deutsch und ich habe auch einen britischen Pass. Der Name Dickson kommt aus dem Schottischen.“, sagt Dickson. „Probieren wir es mal in Deutschland, dachten wir und ich bin dann abgeflogen. In Magdeburg habe ich in einer Bar einen Job gefunden. Neline konnte nachkommen und am Studienkolleg weiter Deutsch lernen. Mein Sprachkurs war die Bar. Als erstes habe ich die Biersorten gelernt. „Banane-Weizen“ oder „Diesel“.“
Von Magdeburg geht es nach Mainz. Dort haben die beiden Freunde. Die Zwei heiraten und sie schmieden Pläne für ihre Zukunft. „Um ein Restaurant als Partner von „dean&david“ zu eröffnen, sind wir in die Unternehmenszentrale nach München gefahren, haben Gespräche geführt und dann verschiedene, mögliche Standorte in Oldenburg, Lübeck und Schwerin angesehen. Als wir das erste Mal in Schwerin waren, da war die Entscheidung sofort klar: Hier wollen wir starten!“
Und das tun die jungen Leute auch. Sie finden eine Wohnung am Ziegenmarkt, besuchen Schulungen ihres Franchise-Partners und gründen die „dean&david SN Schlosspark GmbH“. „Unsere Speisen verbinden Genuss und Qualität mit gesunder, leichter Ernährung. Das Geheimnis liegt im Detail. Denn wir verarbeiten nur qualitativ hochwertige Zutaten, die weder Geschmacksverstärker noch Farb- oder Konservierungsstoffe enthalten – einfaches, gesundes, von Hand zubereitetes Essen!“, so Braden Cole Dickson. „Die Arbeit mit Lebensmittel muss man lernen. Alles muss wirklich immer sauber und absolut, frisch sein. Ein paar Mal habe ich mich schon geschnitten und einmal auch am Grill verbrannt.“, schmunzelt Dickson. „Und du musst lernen richtig, zu kalkulieren, damit du nicht zu wenig und zu viel einkaufst. Aber das wir mit der Zeit schon.“ Für den geplanten Lieferservice suchen sie jetzt nach geeigneten Fahrrädern und dann auch nach Personal.
Freunde haben sie in Schwerin noch nicht gefunden. Dafür war noch keine Zeit. Doch sie fühlen sich hier wohl und freuen sich darauf, wenn sie ihre Familien aus Südafrika einmal einladen können. „Es ist wirklich schön hier zu sein. Aber Familie ist wichtig und die fehlt.“
Ein bisschen Sorgen macht ihnen der bevorstehende BREXIT und die Unklarheit, was dieser für ihr Aufenthaltsrecht in Deutschland bedeuten wird. „Letztes Jahr haben wir viel darüber nachgedacht. Da kriegst du schlaflose Nächte. Jetzt kümmern wir uns mit aller Kraft um das Restaurant und die BREXIT-Geschichten klären wir, wenn es tatsächlich soweit ist. Im Moment wäre das reine Energieverschwendung.“ meint Dickson. „Und wir sind Optimisten!“
Der Artikel ist in gekürzter Form auch in der Schweriner Volkszeitung erschinen, 12.08.2019
Länderinfo Südafrika
Die Republik Südafrika liegt an der Südspitze Afrikas. Das Land mit der Hauptstadt Pretoria grenzt im Süden und Südosten das Land an den Indischen und im Westen an den Atlantischen Ozean. Im Norden liegen die Nachbarländer Namibia, Botsuana und Simbabwe, östlich davon Mosambik und Swasiland. Es ist 3,4mal so groß wie Deutschland. Südafrika, oft als „Regenbogennation“ bezeichnet, ist ein ethnisch sehr gemischtes Land, in dem rund 55 Millionen Menschen aller Hautfarben leben. Landessprachen sind u.a. Zulu, Xhosa, Afrikaans, Englisch, Sepedi, Sotho, Tsonga.