Das Dänische steck in ihr Christina Trumpler aus Dänemark
Glück ist ein weitreichender Begriff, den jeder Mensch für sich definiert. Für manche bedeutet Glück, frei zu sein, für andere keine Geldsorgen zu haben. Im World Happiness Report sind sechs Faktoren definiert, an denen ausgemacht werden kann, in welchem Land die glücklichsten Menschen leben. Dazu gehören: die soziale Unterstützung, eigene Lebensentscheidungen treffen können, Lebenserwartung und Großzügigkeit. Dänemark belegt seit vielen Jahren Platz eins oder zwei auf der Liste der glücklichsten Länder der Welt.
Christina Tumpler ist in Kopenhagen geboren. Und obwohl sie mit ihrer Mutter Dänemark schon als Fünfjährige verlassen hat, hat sie das Dänische bewahrt und strahlt genau das auch aus: Glück und Zufriedenheit. Die Goldschmiedemeisterin wohnt und arbeitet seit sechs Jahren in der Landeshauptstadt. Zuvor lebte sie in Lübeck, ging dort zur Schule. „In der 10. Klasse im Leistungskurs Kunst habe ich gerne gezeichnet. Meine Lehrerin hat gesagt, ich solle doch mal einen richtig großen Pinsel nehmen und etwas Großes, Buntes auf die Leinwand malen. Aber das war nicht ich. Ich mochte lieber so kleine, feine Zeichnungen mit einem sehr spitzen Bleistift. - Dann solltest Du vielleicht Goldschmiedin werden, sagte die Lehrerin und hatte mir in dem Augenblick einen Floh ins Ohr gesetzt.“, lacht Christina Trumpler.
Die junge Frau schreibt mehr als 40 Bewerbungen, gibt nicht auf und hat Glück. Der damalige Obermeister der Goldschmiedeinnung, Klaus Tünnermann, nimmt sie in die Lehre. „Seine Frau war auch Goldschmiedin. Tolle Menschen! Und ich habe wirklich ganz viel von den beiden gelernt.“, so Trumper. Mit ihrem Gesellenstück gewinnt sie den Bundeswettbewerb „Die gute Form“ und erhält als Begabtenförderung ein Stipendium. Das nutzt sie für die Meisterschule.
Sie wechselt den Betrieb, arbeitet auch für die Kollektion von Michael Schoop aus Schwerin. Eine Weile pendelt sie von Lübeck aus für einige Tage in der Woche nach Schwerin und dann zieht sie mit ihren Kindern, der Tochter Smilla und dem Sohn Matz, schließlich hierher.
„Ich liebe das einfach. Wenn ich am Werkbrett sitze, bin ich bei mir, bin ich selig, glücklich und in meinem Element. Wenn man - wie ich - das Glück hat, kundennah zu arbeiten, dann ist der größte Lohn ja der Moment, in dem die Kundin sich das Schmuckstück anlegt, in den Spiegel schaut und ihre Augen leuchten. Dann bin ich happy. Man verkauft ja Glück! Schmuck kauft ja nur jemand, der sich etwas Gutes tun möchte. Mit all den Neuanfertigungen, Umarbeitungen und auch den Reparaturen arbeite ich durch und durch in meinem Traumberuf.“
Das hat sich wohl rumgesprochen. Die Kunden kommen auch von weither in das Geschäft in der Münzstraße. „Es ist toll hier mit den Läden und der Nachbarschaft. Wir alle engagieren uns aktiv für die Straße: das „Münzstraßenfest“, das „Frühlingserwachen“, „Eine Straße liest“, erzählt Trumper und sorgt sich ein wenig um die Zukunft nach den Schließungen einiger Geschäfte in den letzten Monaten. „Schwerin ist eine traumhaft schöne Stadt, toller Charakter, gute Atmosphäre und die Stadt hat wirklich Potential. Schwerin hat absolut verdient, Weltkulturerbe zu werden, das ist längst überfällig. Allerdings ist Schwerin mehr eine Rentnerstadt. Eigentlich müsste eine Universität her. Die jungen Leute fehlen. Und es wäre schön, wenn es mehr kleine Geschäfte gäbe, das bringt Flair in die kleinen Straßen, wie hier oder in der Buschstraße.“
Der Pfaffenteich mit dem Springbrunnen und der Gastronomie gefällt ihr und kürzlich hat sie zum ersten Mal mit dem Fahrrad eine Runde um den Schweriner See gedreht: „Wunderbar! Das war nicht das letzte Mal.“ Dänemark ist für Christina Trumper zugleich Heimat und Urlaubsland. „Zuhause wurde immer Dänisch gesprochen. Heute muss ich schon mal mehr überlegen … Wie heißt das noch? Aber wenn ich dort bin, so nach 2 Tagen, funktioniert der Übersetzungsmechanismus wieder und ich denke auch wieder auf Dänisch.“, lächelt Trumper. „Das Dänische steckt einfach in mir.“
In Deutschland vermisst Christina Trumper gelegentlich die Leichtigkeit und die Gelassenheit ihre Landsleute. „Dänen sind meist gut gelaunt, fröhlich, nicht so verbissen im Job. Die arbeiten gut und viel. Das soziale Drumrum stimmt und alle sind zufrieden. Hier sind manche Leute ziemlich verkniffen und verbissen. Es geht mir zu oft um „höher, schneller, weiter“. Man arbeitet doch schließlich, um zu leben, und lebt nicht, um zu arbeiten!“, stellt sie klar.
Wo sie sich in zehn Jahren sieht? „Da bin ich noch etwas entspannter, im gleichen Job, vielleicht bin ich etwas mehr mein eigener Mittelpunkt. Ach und ja, vielleicht haben wir dann ein Ferienhaus in Dänemark. Das wäre schön und ein tolles Glück!“
Der Artikel steht auch in gekürzter Fassung in der Schweriner Volkszeitung vom 19.08.2019
Länderinfo Dänemart
Die einzige Landgrenze hat das Königreich Dänemark zu Deutschland.