Sein Spezialgebiet: die Eingeweide Dr. Eduart Qemalli
Er kommt aus dem Nachdienst. „Wer seinen Job liebt, der ist zu mancherlei bereit,und ich mache meinen Traumjob!“, lacht Eduart Qemalli. „Es ist ja ist nicht jeder Albaner kriminell.“ Sein Fachgebiet sind die „Eingeweide“ und Humor hat er auch.
Der Facharzt für Viszeralchirurgie (lateinisch viscera = „Eingeweide“) hat sich auf die operative Behandlung der Bauch-Organe, also des gesamten Verdauungstraktes einschließlich der Speiseröhre, des Magens, des Dünn- und Dickdarms, des Enddarms, der Leber, der Gallenblase, der Milz und der Bauchspeicheldrüse spezialisiert.
„Ich wollte immer Chirurg werden. Da werden die Sachen vor Ort geklärt. Anders ist das bei Internisten, bei denen eine Behandlung schon mal 20 Jahre dauert. Da heißt es dann 5 Milligramm mehr oder 5 Milligramm weniger vom Medikament und einige Patienten bleiben dennoch chronisch krank. Wir operieren, Und dann geht der Patient gesund nach Hause.“, sagt Qemalli und räumt ein, dass das leider nicht immer klappt. „Auch in unserem Beruf gibt es Enttäuschungen. Aber meistens können wir den Patienten direkt helfen.“
Eduart Qemalli wächst in den 80er Jahren in Triana, der Hauptstadt Albaniens auf. Seine Mutter ist Krankenschwester, sein Vater ist Bauingenieur. Viele Veränderungen im Land kennt Qemalli nur aus den Erzählungen seiner Eltern. „Auch heute gibt es noch genug zu tun. Und die Politik dort ist, so glaube ich, eine Art „Balkan-Spezialität“. Man möchte mit Politik lieber Gewinne machen als sich um die Angelegenheiten der Leute zu kümmern. Mal sehen, wie lange noch.“, meint Qemalli nachdenklich.
Gleich nach dem Abitur geht Eduard Qemalli mit 18 Jahren an die Universität. Seine Tante ist Ärztin und sie ist sein Vorbild. Das Studium in Tirana dauert 6 Jahre. Es folgt ein Praxisjahr an einer Poliklinik. „Nur mit der Unterstützung meiner Eltern war das möglich. Die Familie ist bei uns heilig.“, so Qemalli, der später einmal auch für seine Eltern da sein wird.
1990 stürzt das kommunistische Regime und viele Albaner verlassen das Land. So auch ein Onkel Eduart Qemallis. Zu ihm macht sich der junge Mediziner auf den Weg. „In der Schule hatten wir Englischunterricht und Italienisch ist für die meisten Albaner fast wie eine zweite Muttersprache, die wir auf der Straße und durch das Fernsehen lernen. Deutsch war damals noch nicht so populär. Aber ich habe mich schon immer für Deutschland interessiert, nicht nur wenn es um Fußball geht.“, sagt Qemalli, dem es eher die Klassiker wir Goethe und Schiller angetan haben. „Ich mag schwierige Sachen und Herausforderungen.“
Im August 2010 marschiert er, gerade einmal 25 Jahre alt, in Berlin zum Landesamt für Gesundheit und Soziales. „Ich hatte ja gehört, in Deutschland herrsche Ärztemangel und so glaubte ich, bei der Approbationsbehörde gehe das alles ganz schnell. Die Dame dort sagte: „Nee, nee, nee, so einfach ist das nicht!“, lacht Qemalli. „Da war ich ein bisschen naiv. Erst einmal brauchte ich eine Berufserlaubnis und mit Hilfe eines professionellen Vermittlers landete ich dann in Gera.“ Dort geht dann alles sehr flott.
Sprachkurs, Vorstellungsgespräch. „Ehrlich gesagt, ich habe vielleicht nur 20% von dem verstanden, was der Professor damals gesagt hat. Aber der hatte wohl einen anderen Eindruck. Ich fing bereits nach 3 Monaten an zu arbeiten. Echte Herausforderungen waren anfangs der Dienst in der Notaufnahme und der Geraer Dialekt.“, lacht er.
Nach der erfolgreichen Approbation wechselt Qemalli nach Schwerin. Er will sich gut qualifizieren und Erfahrungen sammeln. Hier macht er seine Facharztausbildung. „In der Stadt fühle ich mich wohl. Auch in der Klinik, breites Spektrum, gute Perspektiven.“, freut sich Eduart Qemalli. Doch ein Jahr lang wird jetzt erst einmal gependelt.
Eduart Qemalli absolviert eine Zusatzausbildung in Proktologie am Bethesda Krankenhaus in Hamburg-Bergedorf. Dieses medizinische Teilgebiet widmet sich den Erkrankungen des Enddarms und des Analkanals. Früher haben Chirurgen eine sehr breite Ausbildung gehabt. Heute sind alle sehr spezialisiert und die Technologie wird bei den Eingriffen immer wichtiger. „Auch an der Helios-Klinik haben wir mit der Robotik-Chirurgie begonnen. Das ist die Zukunft.“, meint Qemalli. In diesem Bereich wird er nach seiner Rückkehr an die Schweriner Helios-Klinik seine neuen Kompetenzen und Erfahrungen im Interesse der Patienten einsetzen können.
Weihnachten 2020 steht dem Familienmenschen Eduart Qemalli ziemlich bevor. Inzwischen hat er seine eigene Familie gegründet. Auch seine Frau arbeitet in der Helios-Klinik. Im Kindergarten der Klinik sind die Kinder der Zwei. Und sie haben sich vor Kurzem eine Wohnung gekauft. „Aber die Eltern und Geschwister in Tirana werden wir dieses Jahr nicht sehen können! Hoffentlich klappt es ist im Sommer, denn die Familie fehlt uns schon sehr.“
Länderinfo Albanien
Die Republik Albanien ist ein Staat in Südosteuropa auf der Balkanhalbinsel, der im Norden an Montenegro und den Kosovo, im Osten an Nordmazedonien und im Süden an Griechenland grenzt. Die Westgrenze bilden die Küsten des Adriatischen und des Ionischen Meeres Im Großraum der Hauptstadt Tirana lebt fast ein Drittel der 2,8 Millionen Einwohner.