Wo einer fehlt, da spiele ich Elisario Mondlane

Elisiario Mondlane, Mosambik

Im Probenraum unter dem Dach stehen Gitarren, ein Schlagzeug, ein Bass und Lautsprecher. Es sieht aus, als habe die Band "GAMBO LA UXICA" hier gestern Abend noch geprobt. "Wirklich gelernt habe ich keines der Instrumente." strahlt Elisiario Mondlane, den alle nur Eli nennen. "Wo einer fehlt, da spiele ich!" – Humor hat er.

In Schwerin spielt Mondlane schon viele Jahre. "Ich bin 2002 wegen der Liebe hergekommen. Direkt aus Neubrandenburg.", lacht er und erzählt von seiner "besten Seite", seiner Frau Christin. Er lernte sie bei einer Feierlichkeit zum mosambikanischen Nationalfeiertag kennen und zieht kurz darauf in die Landeshauptstadt.

Seine erste Station in Deutschland ist allerdings Salzwedel. 1982 kommt der 16Jährige aus Xai Xai mit 6 weiteren Jungen aus Mosambik in die DDR. "In Salzwedel habe ich Betriebsmess-, Steuerungs- und Regelungstechnik -Techniker gelernt. Nach der Ausbildung sollten wir in Mosambik helfen, Gas zu fördern. Aber als ich 1985 dorthin zurückkam, war Bürgerkrieg, und mit der Gasförderung war es erstmal nichts." Eli Mondlane arbeitet kurze Zeit in einer Plastikfabrik. "Dann fand ich einen Job als Bühnentechniker im Teatro Avenida in Maputo, der Hauptstadt. Ich war bei jeder Probe, bei jeder Aufführung dabei. Die große Vielfalt der Inszenierungen war toll und ich habe die Kultur regelrecht aufgesogen. Damals habe ich gelernt, mit Theater kann man eine Gesellschaft unterrichten.", meint er schmunzelnd.

"Ich hatte Arbeit, habe auch gut verdient. Aber zu kaufen gab es nichts und ich wollte meine Freunde in der DDR wiedersehen.", sagt Mondlane, der im Herbst 1987 davon hört, dass in der DDR Arbeitskräfte gesucht werden. Im Dezember 1987 wird Neubrandenburg sein neues Zuhause. Inzwischen sieht sich der 56Jährige als echter Mecklenburger.

Ein bisschen Mosambik-Feeling bringt er mit seinem AFRO Shop Belo Mosambique zunächst nach Neubrandenburg und dann auch nach Schwerin. Hier eröffnet er auch die "Kulturbar" und richtet sich mit der Musik, die dort gespielt wird, an alle Schweriner. "Das war ein Treffpunkt für Menschen aus vielen Nationen und es war toll. Und es war nicht leicht. Oft habe ich nur für die Miete gearbeitet." Mit dem Fest zum Nationalfeiertag Mosambiks schließt er 2015 beide Geschäfte.

Zu einigen Arbeitskollegen und seinem Ausbilder aus Salzwedel hat Eli Mondlane bis heute guten Kontakt. "Wenn nicht Corona dazwischengekommen wäre, dann wäre ich jetzt mit meinem Salzwedeler Lehrmeister in Mosambik. Wir wollten uns diesen Sommer mit den ehemaligen Lehrlingen dort treffen.", so Mondlane. "Dann hätten wir gemeinsam in Xai Xai bestimmt auch einige der lokalen Schulen aufgesucht."

Für Schulen in Xai Xai engagiert sich Mondlane seit ein paar Jahren. "Wir waren 2016 mit Freunden aus Deutschland dort. Einer davon ist Lehrer. Meine Tochter war noch Schülerin. Die Zwei schlugen vor, doch einmal eine Schule zu besuchen, und das haben wir dann auch gemacht.", sagt er.

Für Eli Mondlane war es keine Überraschung, was es dort zu sehen gab: Klassenräume mit Sandboden, zu wenig Sitzbänke, für 1.700 Schüler nur 2 Wasserhähne, keine ordentlichen Toiletten. "Ich kannte das ja von früher. Doch die anderen hatten mit diesem Anblick nicht gerechnet.", berichtet er. "Da war klar, wir werden einen Beitrag leisten und etwas ändern."

Inzwischen gibt es einiges Lehrmaterial, ein paar Klassenräume haben einen betonierten Fußboden, die örtliche Berufsschule hat Sitzbänke gebaut, ein Klohäuschen steht. "Aber die WC-Becken fehlen noch. Das hatten wir uns für dieses Jahr vorgenommen und dafür Spenden gesammelt." Dabei hat ihm ein Schulprojekt an der Schweriner Niels Stensen Schule bereits 2019 geholfen. Nun ist es verschoben.

Für Kinder hat Eli Mondlane ein Herz. Auch für die Kinder in Schwerin. Mal macht er einen Trommel-Workshop mit ihnen, mal fährt er mit dem Spielmobile des Kinderschutzbundes, vor. "Mit dem FUN-Truck bin ich in ganz Mecklenburg-Vorpommern unterwegs. Eigentlich.", so Mondlane traurig, denn das liegt im Moment auf Eis. Auf Corona-Eis.

Auch die Auftritte mit seiner Band "GAMBO LA UXICA" – "Die Sonne im Winter" - fallen gegenwärtig aus. "Beim Tanz der Kulturen auf dem Markt in Schwerin am 30. April wären wir gerne wieder dabei gewesen. Aber Du kannst uns ja gerne mal buchen, wenn es wieder losgeht.", lächelt er mit der Gitarre in der Hand und es ist klar, ihm fehlt die Musik wirklich.

"Als Junge wollte ich eigentlich mit Fußball mein Geld verdienen.", sagt Mondlane. "Das hat aber nicht geklappt." Immerhin hat er einen Trainerschein und trainiert eine Zeitlang junge Leute in den Dreescher Werkstätten. "Wer weiß, wenn Jogi Löw einmal keine Lust mehr hat, kann ich das ja übernehmen.", lacht er.

Mit dem Einkommen eines Bundestrainers könnte Elisiario Mondlane dann auch sein Projekt "Schulen in Xai Xai" endlich mal richtig gut finanzieren. Doch bis es soweit ist freuen sich Mondlane und seine Mitstreiter sehr über die Unterstützung der Schwerinerinnen und Schweriner für die Schulen in seiner Heimatstadt.

Spenden an: Alternativer Mädchentreff e.V. Stichwort Xai Xai IBAN DE40 1409 1464 0004 0379 01