Arbeiten in Schwerin: als Personalerin bei Trebing + Himstedt Franziska Voeltz

Franziska Voeltz

Rückkehrerinnen. Franziska Voeltz ist eine von ihnen. Die Dreißigjährige ist seit gut einem Jahr zurück in Mecklenburg-Vorpommern und sie ist mit dieser Entscheidung sehr zufrieden.

„Im Bereich „Human Resources“ wollte ich schon immer gerne arbeiten. In unserer Region ist es allerdings als Berufseinsteigerin direkt nach dem Studium schwer, etwas zu finden. Die kleinen und mittelgroßen Unternehmen hier beschäftigen meist nur eine oder höchstens mal zwei Personen im „Personalbereich“. Personalabteilungen verursachen Kosten und bringen keines. Da bauen die Unternehmen ungern junge Leute auf sondern nehmen lieber erfahrene Kräfte. Es ist halt schwierig dort Fuß zu fassen“.

Und so ging es zunächst mal fort aus Mecklenburg-Vorpommern. Ein bisschen weite Welt schnuppert Franziska Voeltz bereits während der Schulzeit. Für ein Jahr geht sie nach Girad in Kansas, USA. Eine Ampel, knapp 2.750 Einwohner und viel Farmland drum herum. Nach dem Abitur bewirbt sie sich in Lüneburg und Rostock um einen Studienplatz. Zu dem Zeitpunkt landet der Studiengang „Wirtschaftsrecht“ der Hochschule Wismar in einer bundesweiten Vergleichsuntersuchung auf dem Platz 1 und sie entscheidet sich hierzubleiben.

„Schon im Studium hat mir Arbeitsrecht am meisten Spaß gemacht.“, sagt sie. Nach dem Abschluss Master of Laws (LL.M.) und einer Reihe erfolgloser Bewerbungen in MV macht sie 2013 den ersten Schritt in die Arbeitswelt zunächst mit einem Praktikum in Deutschlands ältester Werbeagentur, der Draft FCB, in Hamburg. Vorläufer des Unternehmens gehen auf die Gründung 1876 zurück. Mit 120 Mitarbeitern ist die „Hausagentur von Beiersdorf“ ein „großer Player“. Über das Unternehmensnetzwerk Interpublic Group of Companies (IPG), eine US-amerikanische Gruppe von Werbeagenturen, findet Voeltz wenig später ihre erste richtige Stelle bei der Media Brands GmbH.

Nach knapp zwei Jahren bekommt sie von ihrem Arbeitgeber das Angebot, nach München zu gehen. „Nee, München ist nicht meins.“, sagt sie und ergänzt strahlend „Ich bin ein Ostsee-Kind. Und die Nähe zum Wasser war mir schon wichtig. Irgendwie ist es mir immer gelungen, in Hamburg am Wasser zu arbeiten, sei es an einem der Fleete, an der Alster oder im Hamburger Hafen. - Meine Wohnung in Hamburg Bramfeld war vom Wasser aber ein Stück entfernt.“

Es folgen Anstellungen beim IT-Unternehmen ThoughtWorks Deutschland GmbH und dem Sportrechtevermarkter Lagardère Sports. „Alle meine Jobs waren spannend. Ich hatte immer viel Glück mit meinen Chefs, die mir von Anfang an viel Eigenverantwortung übertragen haben. Das war schon eine Herausforderung, aber letztlich genau das Richtige für mich.“

„Bei Lagardère habe ich acht Monate lang zwei Stellen gleichzeitig besetzt und auch mal 12 Stunden am Tag gearbeitet. Das war echt viel.“ Und als dann überraschend ihr heutiger Arbeitgeber „Trebing & Himstedt Prozessautomation GmbH & Co. KG“, Schwerin auf sie zukommt, muss sie nicht lange überlegen. „Ich dachte, ich kann mir das ja mal ansehen. Mir war immer klar, in Hamburg werde ich nicht alt. Ich hätte sicher noch viele Jahre an der Elbe bleiben können, aber diese Chance zurück in die Heimat zu gehen war verlockend. Da habe ich gerne zugegriffen.“

Bei „Trebing & Himstedt“ im Schweriner TGZ, dem Technologie und Gewerbezentrum, ist sie nun seit März 2018 „Human Resources Recruiter“. Für jemanden, der nicht vertraut ist mit der Sprache der heutigen „Personaler“, ist es nicht leicht Franzíska Völtz bei der Schilderung ihres Arbeitslebens zu folgen. Personalgewinnung heißt heute „Recruiting“, „Human Resources“ ist die Personalabteilung. Da wird schon mal ein Kunde „remote“ betreut und im „Homeoffice“ gearbeitet.

„Trebing & Himstedt möchte wachsen. Die Personalsuche – das Active Sourcing - erfolgt kaum mehr über die klassische „Stellenanzeige“. Heute sind es die Sozialen Medien und Plattformen wie LINKEDIN, XING oder STEPSTONE, auf denen Fachkräfte angeworben werden. Bewerbungsgespräche werden zunehmend Online geführt. Manche Mitarbeiter kommen auch über „KUNUNU“ auf uns zu. Hier werden Arbeitgeber nach zahlreichen Kriterien bewertet. Und Trebing & Hinstedt schneidet mit vielen „Scores“ dort besonders gut ab.“ Für Voeltz ist es eine Bestätigung ihrer Entscheidung für das Schweriner Unternehmen. „Auch hier werden es schon mal 10 Stunden. Die sind aber längst nicht so stressig. Zum ersten Mal fühle ich mich am Arbeitsplatz als echter Partner und nicht als Kostenfaktor.“ Finanzielle Einbußen bedeutete der Wechsel nach Schwerin für Franziska Voeltz nicht. „Frauen und Männer werden bei uns gleich bezahlt.“

Seit der Firmengründung 1992 ist Trebing & Himstedt heute mit 45 Beschäftigten national sowie international erfolgreich unterwegs. Nach einem soliden und kontinuierlichen Wachstum ist das Schweriner Unternehmen weiterhin in der Region verwurzelt. „Die Mitarbeiter mit der Personalnummer 1 und 2 sind auch nach 25 Jahren noch hier. Das heißt schon was in der schnelllebigen Branche. Das liegt auch an der guten Arbeitsatmosphäre.“, so Voeltz.

„Sicher, in Hamburg ist das Freizeitangebot größer. Da kann man sich schon mal um 21 Uhr spontan zum Billard verabreden. Aber hier bin ich zu Hause. Auch meine Schwester ist aus Berlin zurückgekommen und seit letztem Jahr ist mein kleiner Neffe auf der Welt. Das Leben ist entschleunigt und ich bin hier viel entspannter. Das sagen auch meine Freunde!“, lacht sie. „Und in der Mittagspause sprechen wir auch mal über die ganz wichtigen Themen. Heute war die Frage „Was ist eine Suppe und was ist ein Eintopf? Wo hört das eine auf und wo fängt das andere an?“

In Kürze kommt ihre Kollegin Franziska Stadie aus der Elternzeit zurück. „Dann sind wir zwei Franziskas im Personalwesen. Ein bisschen verwirrend für die Kollegen. Die waren auch schon sehr kreativ darin, uns neue Namen zugeben, damit sie uns unterscheiden können: Franziska-Neu oder Franziska-Alt oder nach unseren chinesischen Sternzeichen. Da bin ich „Ratte“ und Franziska Stadie „Drache“. So richtig passend ist das noch nicht. Aber das kommt schon noch. Ich jedenfalls bin hier im Unternehmen angekommen und wieder zurück in MV.“

Der Beitrag ist gekürzt auch in der Schweriner Volkszeitung vom 29.07.2019 erschienen:https://www.svz.de/lokales/zeitung-fuer-die-landeshauptstadt/Rueckkehrerin-Zurueck-in-Schwerin-gluecklich-id24896292.html