Der Schweriner engagiert sich für Menschen in Kuba Heinz Schmidt, Cuba Sí Regionalgruppe Schwerin
Nach 1989 hat die Bundesrepublik Deutschland einige Verträge, die die DDR mit Kuba geschlossen hatte, nicht mehr erfüllt. Das hatte schlimme Auswirkungen für die Versorgung der Kubanerinnen und Kubaner. Es gab daraufhin die Solidaritätskampagnen „Milch für Kubas Kinder“ und „Kuba muss überleben“. Damals beteiligten mehr und mehr Leute ehrenamtlich. Das war der Grundstein für Cuba Sí. Im Laufe der Jahre sind dann Projekte in der Landwirtschaft entstanden, die wir begleiten.
In der DDR war es ja üblich, dass man seit der erfolgreichen Revolution seit Anfang der 60er Jahre freundschaftliche Beziehungen zu Kuba hatte. Das hat mich mein Leben lang begleitet. 2012 habe ich etliche der Funktionen und Aufgaben, die ich in der Partei DIE LINKE hatte, aufgegeben und seitdem engagiere ich mich bei Cuba Sí. In unser Schweriner Regionalgruppe von Cuba Sí sind einige Mitglieder der LINKEN und auch Parteilose. Das ist eine gute Mischung.
2015 und 2017 war ich jeweils für 3 Wochen zu Workcamps in Kuba und habe das Leben dort kennengelernt, wie es abseits der touristischen Pfade ist. Und da war mit klar: Hier muss weiterhin geholfen werden. Ein Thema sind immer die fehlenden Finanzen und auch Dinge, die in Kuba gebraucht werden und dorthin transportiert werden können. Auf Info-Ständen und bei Veranstaltungen werben wir dafür. Dabei bieten wir dann auch Cuba Libre und kubanische Zigarren für eine Spenden an. Wir halten auch Vorträge über die aktuelle Situation in Kuba und die Entwicklung dort
Vor allem die Folgen des US-Embargos machen dem Land zu schaffen. Seit 1962 besteht das Embargo und es bedeutet, dass Kuba viel mehr Geld und Energie aufwenden muss, um Dinge zu beschaffen, die im Land nicht selbst produziert werden. Überall, wo die Amis dazwischenhauen können, tun sie’s und setzen weltweit Unternehmen unter Druck, wenn sie Geschäfte mit Kuba machen. Bisher war ich in zu Workcamps bei unseren Partnern in Pinar del Rio und Guantánamo. Meist sind wir etwa 10 Teilnehmer, die gemeinsam mit kubanischen Kollegen auf die Felder gehen, Unkraut jäten und hacken. In Kuba gibt es keinen Winter. Alles wächst immer. Das Unkraut wächst dreimal so schnell wie hier und wird auch dreimal so groß. Da kommen die Nutzpflanzen kaum hinterher. Nach einem Hurrikan haben wir Dächer neu gedeckt, auch mal einen Stall gestrichen. Was wir tun, entscheiden die Kubaner.
Oft fehlt vor Ort die Technik, die wir hier gewohnt sind. Manchmal kam es mir vor wie hier in Mecklenburg-Vorpommern am Anfang der 50er Jahre. Zebu-Rinder für die schwere Feldarbeit und Pferde vor Kutschen. Ökologisch ist das sinnvoll. Kuba hat einen kleinen ökologischen Fußabdruck.
Cuba Sí-Gruppen haben zum Beispiel eine Schmiede oder eine kleine Wurstfabrik nach Kuba geliefert. Bei dem Aufbau haben wir dann geholfen. Wir haben in den Partnereinrichtungen geholfen Gästehäuser zu bau8en, in denen auch Schulungen für die Kubaner in der Region stattfinden.
Meist arbeiten wir so 4-5 Stunden am Tag. Ich jetzt 71 und komme noch ganz gut klar. Bei Temperaturen von 28 Grad und mehr und der hohen Luftfeuchtigkeit sind die meisten von uns allerdings ziemlich schnell fertig. Natürlich besuchen wir unsere Partner auch zu Hause. Ich ziehe den Hut vor den Kubanern, wie sie sich in den 90er Jahren, als alle sozialistischen Partner wegefallen sind, „durchs Gras gebissen“ haben. Und da bin ich gerne dabei zu helfen, dass so etwas nicht wieder passiert, und die Kubaner nicht wieder alleine dastehen.
Kuba steht für ein anderes Gesellschaftsmodell. Vor allem auf sozialem Gebiet wird für die Menschen etwas getan: Bildung ist kostenlos, selbst für ausländische Studenten, auch solche aus den USA. Das Gesundheitswesen ist so gut, wie es unter den schwierigen Bedingungen sein kann, und es ist kostenlos. Die Versorgung der Menschen in Kuba steht an erster Stelle.
Das haben schon Marx und Engels gesagt: Es ist wichtig, Zugriff auf die wichtigsten Produktionsmittel zu haben, dann kann man auch unabhängig von anderen Einflüssen steuern und etwas erreichen. Sicher, die staatliche Lenkung der Wirtschaft ist vielleicht nicht das Allheilmittel. Doch die Beteiligung viele Kubaner an den wichtigen gesellschaftlichen Prozessen und Entscheidungen ist Gang und Gäbe. Die Privatisierung und dann Profitorientierung öffentlicher Aufgaben und Einrichtungen wie wir sie hierzulande erleben, ist jedenfalls nicht die bessere Alternative.
Es wird ja immer von einer Diktatur geredet, aber das stimmt nicht. Natürlich gibt es Wahlen. Es gibt nur eine Partei. Aber da müssen die Kandidaten, die auf allen Ebenen von der Kommune bis zum Parlament antreten nicht einmal Mitglied sein. Es gibt immer konkurrierende Bewerberinnen und Bewerber. Das wissen hier die Wenigstens.
Zum Teil kennen wir unsere kubanischen Partner ja schon seit vielen Jahren und so können wir gut sehen, wie es dort voran geht, wie man versucht sich zu entwickeln und neue Wege zu beschreiten und wie sich unsere Hilfe langfristig auswirkt.
Einmal im Jahr treffen wir uns mit Vertretern Kubas und allen Cuba Sí-Gruppen aus Deutschland am Werbellinsee und beraten gemeinsam, wo und wie wir am besten unterstützen können. Mit Gästen aus Kuba, die auch nach Schwerin kommen, besuchen wir zum Beispiel den Hof in Medewege, Biogasanlagen und führen Gesprächen mit Gewerkschaftern.
Wenn Corona uns nicht gebremst hätte, wäre ich im Mai auf einem Workcamp in der Provinz Sancti Spiritus gewesen. Aber das hole ich nach, sobald das möglich ist. Wer bei uns mitmachen möchte, sollte guten Willen und die Bereitschaft das Leben in Kuba kennenzulernen, mitbringen. Und ein bisschen flexibel muss man sein. Das reicht völlig. Wir von Cuba SÍ sind eine Arbeitsgemeinschaft der Partei DIE LINKE.