Dem alten Trott und Residenzmuff entgegentreten Henri Laaß: Perlen in Schwerin

Henri Laaß

„Ich bin Schweriner. Ein paar Jahre lang war ich in Potsdam und Berlin. Am Katholischen Krankenhaus habe ich ein FSJ gestartet. Das war ziemlich „Hardcore“. Personalmangel, ungeplante Schichtwechsel. Da ist schon in den ersten Wochen eine Patientin in meinen Armen verstorben. Später bin ich dann zur Bahnhofsmission am Berliner Hauptbahnhof gewechselt. Die Betreuung der Fahrgäste war auf jeden Fall ganz nett. Danach war ich Skateboard-Trainer in der Berliner Skater-Halle, einer der größten Hallen in ganz Europa und habe da ganz gut verdient.

2011 ist nach einem Sturz ganz überraschend mein Vater gestorben und ein halbes Jahr später ging meine Beziehung in die Brüche. Das war dann echt ein Tiefpunkt und ich hab‘ gesagt, ich muss erstmal wieder nach Hause, zu meiner Familie, zu meinen Freunden. Das war genau die richtige Entscheidung. Seitdem bin ich zurück in Schwerin.

Mit 3, 4 Leuten unterstützen wir die Organisation des jährlichen Skateboard-Contests in Lankow. Im KOMPLEX habe ich drei Jahre lang gewohnt und mich an der politischen Arbeit und Organisation von Konzerten beteiligt. Das ist schon ein wichtiger Ort in Schwerin. „Zum Mittwochstresen“ ist jede/r eingeladen und kann dort seine Sachen einbringen, Tischtennis spielen und Kickern und sich austauschen über politische Ideen und Aktionsformen. Dazu kommen auch Theater, Lesungen und anderes.

Mein wichtigstes Anliegen ist immer, Leute, die zum Studium oder zur Ausbildung weggegangen sind, zu bewegen zurückzukommen und ihre Ideen hier einzubringen und die Stadt zu gestalten, ihr eine neue Frische zu geben und dem alten Trott und Residenzmuff entgegenzutreten. Und das passiert auch. Eine ganze Reihe Leute meiner Generation kommen zurück und finden Arbeit oder machen etwas Eigenes auf und dann entstehen solche Perlen wie ILKA-Eis, Miss Törtchen, Müllers oder BUNTERSCHERBEN am Markt. – Der Angler Zwei ist allerdings ein herber Verlust. Einer der wenigen Orte - neben dem Speicher oder dem Werk3 - wo man sich ein gutes Konzert auch mal leisten und ein gutes Bier von Schweriner See gönnen konnte."