Eigentlich wollte sie Flöte spielen lernen Laura Valero Martin aus Spanien

Laura Valero Martin, Spanien

Churriana de la Vega liegt nur wenige Minuten entfernt von Granada in Andalusien. In den Bergen der Region kann man Ski fahren und im nahen Mittelmeer baden gehen. Dort wächst Laura Valero Martin auf. „Unser Haus hat zwei Etagen. Unten leben meine Großeltern und oben wohnten meine Eltern, meine ältere Schwester und ich. Mein Opa und auch mein Vater haben in der Gegend Gasflaschen ausgeliefert. Nebenbei haben sie - wie viele Familien dort - Tabak angebaut. Aber das ist vorbei. Mein Vater ist jetzt Busfahrer und meine Mutter kümmert sich um meine Großeltern.“, erzählt sie.

Eigentlich möchte die achtjährige Laura Flöte spielen lernen. In der Musikschule in Churriana de la Vega gibt es Instrumente, die man ausleihen kann. „Als ich danach fragte, war keine Flöte da und der Musiklehrer sagte, ‚hier hab‘ ich etwas anderes für dich‘ und gab mir eine Trompete. Und die ist es geblieben. Bis heute.“, lacht sie.

In der Blaskapelle des Dorfes spielt Laura Valero Martin gemeinsam mit vielen ihrer Freunde, Cousins und Cousinen, ihrer Schwester und ihrem Vater. „Wir treffen uns heute noch mit den Kindern aus der damaligen Musikgruppe, wenn ich zu Besuch bin.“

Am Königlichen Musikkonservatorium Victoria Eugenia in Granada studiert sie Trompete. Nebenbei arbeitet sie als Musiklehrerin in ihrem Dorf, spielt in der Musikkapelle von Motril. Bei einem Vorspiel für das „Jugendorchester Andalusien“ trifft sie auf Lucas Marin Lopez. Auch er lernt Trompete. Aber in Sevilla. Es knistert zwischen den beiden. Sie gehen ihre eigenen Wege, bleiben aber in Verbindung. Lucas Marin Lopez reist nach Rostock zum Masterstudium und Laura Valero Marin nach Bozen in Italien. Hier absolviert sie ihr letztes Studienjahr. „Ich war überrascht, dort ist es schon sehr deutsch und weniger italienisch.“

Ihre Ausbildung als Musikerin beendet sie und schließt das Masterstudium als Musiktherapeutin an der Katholischen Universität von Valencia an. „Ich könnte auch als Musikerin in einem Orchester arbeiten, aber jetzt mache ich Musik mit Kindern und alten Menschen. Das ist eine andere Welt. Das liegt mir mehr.“, lächelt die 33-jährige.

Lucas Marin Lopez bekommt nach seinem Studium in Rostock ein Engagement als Trompeter in der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin.- Nach 2 Jahren Fernbeziehung folgt Laura Valero Marin ihm 2016 in die Landeshauptstadt. Leicht gefallen ist ihr der Schritt nicht. In Spanien war sie als Musiklehrerin selbstständig. „Aber ich musste mich entscheiden. Entweder Schwerin oder die Partnerschaft ist zu Ende.“

Sie kommt mit einem kleinen Koffer. „Unsere erste Wohnung war nicht viel größer als der kleine Koffer.“, lacht sie. “Ich kannte niemanden, konnte kein Wort Deutsch. Mit dem Fahrrad bin ich herumgefahren und war von der Stadt begeistert. Aber nach ein paar Tagen fühlte ich mich allein und habe mich gefragt, was mache ich hier?“

Valero Martin findet ihren ersten Job als Kellnerin in einem Restaurant. Per Zeitungsinserat bietet sie sich als Babysitter an. Das klappt. „Das war super. Ich habe die Tochter einer Familie betreut. Heute sind wir mit der Familie gute Freunde. Gemeinsam waren wir bereits in Spanien.“, sagt Valero Martin. „Die Familie hat mir in Schwerin viele Türen geöffnet.“

Im Sommer 2017 kommt ihr Sohn Leo zur Welt. „Wir haben uns für diesen Namen entschieden, weil man ihn auf Spanisch und auf Deutsch gleich ausspricht.“ In der Kombination mit seinen spanischen Eltern und seiner deutschen Tagesmutter und den Spielkameraden wächst der kleine Leo zweisprachig auf. „Die Kinder lernen sehr schnell und es ist ein Supervorteil, zwei Sprachen zu können.“, meint Valero Martin.

Im Auftrag der Musik- und Kunstschule Ataraxia e.V. und des Konservatoriums Schwerin unterrichtet Valero Martin heute. Die musikalische Früherziehung, zu der sie auch verschiedene Kindergärten aufsucht, macht ihr besondere Freude. Im CAT – Campus am Trum auf dem Dreesch engagiert sie sich bei „Integration durch Musik“. Ebenso gerne musiziert sie mit älteren Menschen in Pflegeheimen. „Da spiele ich natürlich keine Trompete“, lacht Valero Martin. „Wir singen alte Lieder und aktivieren den Kopf durch die Musik. Manche Leute sind schon sehr dement. Sie wissen nicht mehr, wie sie heißen und wo sie sind. Aber plötzlich singen sie „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Sie kennen das ganze Lied auswendig und ihre Augen strahlen. Das ist wunderschön!“.

In Görries hat die Familie einen Kleingarten. „Da denke ich oft an meinen Opa. Mit ihm habe ich viel in der Erde gebuddelt. Heute spiele ich mit unserem Leo im Beet.“ Manchmal denkt sie wehmütig an das andere Leben in Granada. „Dort sind die Menschen offener und spontaner. Hier ist es schwer, neue Leute kennenzulernen. Wenn du die Menschen dann kennst und sie auch dich kennen, sind sie immer für dich da. Das ist toll.“, sagt sie und erinnert sich an den Frauenchor an der Schweriner Volkshochschule. „Die Frauen waren alle über 70. Ich war wie eine Enkelin für sie. Da singe ich zwar nicht mehr, doch sie laden mich heute noch ein, wenn sie sich treffen.“

„Man gewöhnt sich an alles.“, lacht Valero Martin. „Auch an das Grau und die Kälte. Ich fahre gerne nach Spanien. Aber nach 4 Wochen ist es mir dann schon zu laut, zu warm und zu viel. Dann möchte ich zurück nach Schwerin“.

In Zukunft würde Laura Valero Martin gerne in einer Schule mit älteren Kindern oder auch jungen Erwachsenen arbeiten. „Aber das traue ich mich noch nicht. Ich möchte erst mein Deutsch verbessern.“, sagt sie und ist dabei deutlich selbstkritischer als nötig.