Ein Eidgenosse aus Sibirien Peter Gander aus der Schweiz
"Mein Vater hat mir erzählt, wir hätten schon in der Schweiz gewohnt, bevor sie gegründet wurde. Ur-Schweizer. Unser Familienwappen kann ich bis 1366 zurückverfolgen.", sagt Peter Gander (59).
Seit 1589 sind alle seine Vorfahren in demselben Haus zur Welt gekommen. Peter Gander ist der erste in seiner Ahnenreihe, der dort nicht das Licht der Welt erblickte. Seine Eltern waren vor seiner Geburt innerhalb der Schweiz nach Muri-Aargau umgezogen.
Da Peter als Kind das Schweizer "Zungen-R" nicht aussprechen kann, besucht er als Achtjähriger für 3 Monate das Internat der Sprachschule. 8 Klassen und eine Lehrerin mit 40 Kinder in einem Raum. "Die Lehrerin hat es geschafft, uns alle zu beschäftigen. Bei den Kindern heute kaum noch vorstellbar, oder?", lacht Gander während im Hintergrund 3 kleine Kinder vergnügt auf dem Trampolin des Patchwork-Centers hüpfen und lautstark quietschen.
Seine Mutter hatte 17 Geschwister. Da war die Auswahl an Onkels und Tanten groß, die Peter Gander als Jugendlicher auf seinen Fahrradtouren ansteuern konnte. "Viele von ihnen hatten Bauernhöfe. Trecker fahren, das macht schon Spaß als Kind. An einem Tag habe ich mal 140 kg Kirschen, Schnapskirschen, gepflückt. Dafür gab es vom Onkel pro kg 50 Rappen. Das war ein ordentlicher Tagesverdienst.", schmunzelt Gander.
In der Dorfschule fällt Peter das Lernen leicht. Nach dem Wechsel auf das Gymnasium in der Stadt merkt er zu spät, dass er jetzt etwas tun muss. Mit 16 Jahren beginnt er eine Lehre als Papiermacher. Lieber wäre er Physiklaborant geworden, aber die Stelle bekam ein anderer. Ein Jahr nach der Ausbildung wechselt er in ein Rechenzentrum und wir "Systemoperator", steuert "Großrechner", unter anderem einen IBM 360 mit 16 Kilobyte Hauptspeicher.
„Mit 15 Jahren war ich sicher: Gott gibt es nicht. Ich wollte reich werden und eine Freundin haben. - Ein paar Jahre später hatte ich das dann und habe gemerkt, das große Glück ist das auch nicht. Ich verdiente gut, lebte im Steuerparadies Zug. Aber zufrieden war ich nicht.“, sagt er und erzählt, wie sein Bruder ihn in eine christliche Jugendgruppe eingeladen hat.
„Ich war 23 und dachte, bin ich in einer Sekte oder was? Damals beschloss ich, die Bibel durchzulesen, ohne dass die das wussten. Gott hat mich überzeugt, dass das Buch von ihm ist und dass es wahr ist. So habe ich Jesus gefunden. Das war ein Prozess bis ich sagen konnte, jetzt mache ich ernst mit dem Christentum.“
Mit 24 bekommt Peter Gander einen Flyer in die Hände. Darauf stand: "Werde Missionar". Das lässt ihn nicht los. Er berät sich und entscheidet sich für diesen Weg. Zur theologischen Ausbildung geht er nach Lemgo in Deutschland. Drei Jahre. Hier lernt er auch seine Frau Gabriele kennen. Erste Erfahrung in der Gemeindearbeit sammelt Gander in der evangelischen Landeskirche von Württemberg für ein Jahr als Praktikant. Es folgt eine „Kandidatenzeit“ in Sinsheim.
1991 ziehen die Zwei in die USA. Bei der „New Tribes Mission“, einer internationalen evangelikalen Missionsgesellschaft bereiten sie sich auf einen Einsatz als Missionare in Papua Neu-Guinea vor. „Ein Teil der Ausbildung bestand darin zu lernen, wie man eine Sprache erlernen kann, die keine Schriftzeichen kennt. Davon gibt es dort eine ganze Reihe. Und wenn man theologisch arbeiten und das Evangelium weitergeben will, ist die Sprache der Schlüssel, oder? Wie lebt man im Urwald? Wie setze ich eine Spritze, wenn kein Arzt erreichbar ist?“ Auch das waren wichtige Fragen während des Trainings.
Doch nach Papua Neu Guinea kommen sie nie. Die Öffnung Russlands Anfang der 90er Jahre brachte neue Herausforderungen, denen sich die Ganders stellen. Mit ihren 2 Kinder, der Jüngste ist gerade mal 7 Wochen alt, geht es in ein Dorf bei Omsk. „Plumpsklo, auch mal Stromausfall 3 Tage lang, das volle Programm.“, sagt Gander. Sie lernen Russisch und bauen in Ulan-Ude, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Burjatien im südöstlichen Sibirien eine Gemeinde auf. Ab 2005 trägt und verwaltet sich die Gemeinde selbst. Die Ganders gehen für ein Jahr nach Deutschland.
Dann geht Gander mit der Familie als Sprachwissenschaftler in die russischen Teilrepublik Sacha (Jakutien). In der Hauptstadt Jakutsk, sie gilt als kälteste Großstadt der Welt und ist von Moskau knapp 4900 Kilometer Luftlinie entfernt, lernen sie wieder die Landessprache. Peter Gander schreibt ein Buch über die Morphologie der jakutischen Verben. Er arbeitet als Englischlehrer und gründet eine kleine Firma für Computer Hard- und Software, engagiert sich für seinen Glauben. 5 Jahre leben sie dort.
Nach 13 Jahren in Sibirien entscheiden sich die Ganders dann in Schwerin die Freie evangelische Gemeinde bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Inzwischen sind 2 weitere Kinder hinzugekommen. „Unser 4 Kinder sind in 3 Ländern geboren. Zu unserer ältesten Tochter habe ich einmal gesagt: da ich Schweizer bin, bist auch du Schweizerin. Da Deine Mutter Deutsche ist, bist auch du Deutsche. Da du in den USA geboren bis, bist du auch Amerikanerin. Nein, antwortet sie, ich bin Russin.“, lacht Peter Gander.
In Schwerin ist die Familie angekommen. Sie lebt in der Gagarinstraße, unweit des Patchwork-Centers. „Da bin so etwas wieder Buchhalter.“, so Gander. Und wie in Sibirien gehört es auch in Schwerin zu seinen Grundsätzen und zur Glaubwürdigkeit dort zu wohnen, wo die Gemeinde ist, für die sich der Christ engagiert.
Länderinfo Schweiz
Offiziell heißt es „Schweizerische Eidgenossenschaft“. Dieser Name galt ursprünglich nur für den Kanton Schwyz, der mit zwei anderen Gebieten 1291 das „Ewige Bündnis“ schloss - die Keimzelle der Schweizerischen Eidgenossenschaft.