Stadtführerin in Schwerin Mir fehlen die Gäste in der Stadt

Teresa Joy Beck

„Mir fehlen die Gäste in der Stadt. Ohne sie fehlt auch ein Stück Lebendigkeit in Schwerin.“

Ich würde sagen, ich bin ein „Weltmensch“. Meine Eltern haben immer Wert daraufgelegt, dass wir von der Welt etwas sehen. Wir waren in Ungarn, der damaligen Tschechoslowakei und noch im Sommer 1989 mit dem Zug in Riga und in Moskau. Das war schon toll, durch das Baltikum und Weißrussland zu reisen.

Bald nach der Wende bin ich nach Imlay City in Michigan, USA. Meine Familien hat dafür Geld zusammengelegt. Ich war 16. Und es war ein ziemlicher Kulturschock: Wegwerfgesellschaft, oberflächlich. Ich habe am Anfang nichts verstanden und wollte am liebsten wieder weg. Aber nach 2, 3 Monaten war ich angekommen.

In der High-School habe ich eine Mexikanerin kennengelernt. Unsere Freundschaft hat mich für „Spanisch“ infiziert. Und so habe ich nach meiner Rückkehr aus den USA begonnen Spanisch zu lernen. An meiner Schule ging das nicht. Zweimal pro Woche bin ich dann in den Sprachunterricht auf eine andere Schule gegangen. Und zur Volkshochschule. Dort hatten wir einen Dozenten aus Cuba. Nach dem Abitur bin ich als Au-Pair nach Madrid gegangen. Vormittags in den Sprachkurs mit Leuten aus vielen Ländern und dann, von 15 – 22 Uhr, habe ich den Sohn einer Familie betreut. Die allerbeste Sprachschule für mich war allerdings das bunte Nachtleben Madrids. Da habe ich echtes Spanisch gelernt.

Im Studium an der Hochschule Kempten im Allgäu gehörten Auslandspraktika zum Programm. Zu vor war ich in Budapest an der Business School, College of Commerce, Catering and Tourism. Für ein Praktikum habe mich bei den 100 besten Luxushotels der Welt beworben. In Madrid bin ich dann von Hotel zu Hotel gelaufen, bis es im RITZ geklappt hat, obwohl meine Bewerbung schon fast im Papierkorb gelandet war. In Seattle/Washington habe ich für eine „Incoming-Agentur“ gejobbt. Solche Agenturen vermarkten touristische Zielgebiete und koordinieren Reise- und Touristikdienstleistungen gemeinsam mit den beteiligten Anbietern, Veranstaltern und Reisebüros.

Zwei Semester habe ich in Palma de Mallorca an der Universitat de les Illes Balears verbracht und dort auch die lokale Sprache Mallorquin gelernt. Meine Erfahrung ist, wenn ich wirklich etwas will, dann kriege ich das auch irgendwie hin.

Mit dem Bachelor „Tourismus-Management“ in der Tasche zurück in Schwerin, habe ich für eine hiesige Agentur dann Reisen für Geschäftsleute und Touristen nach Mecklenburg-Vorpommern und ins Ausland organisiert. Daneben habe ich die Ausbildung als Reiseverkehrskauffrau abgeschlossen. Und eigentlich wollte ich dann wieder los in die Welt. Doch dann lernte ich nach einer Aufführung des Fallstaff den Bariton Mikael Babajanyan kennen. Er kommt aus Armenien und hatte ein Engagement am Mecklenburgischen Staatstheater. Wir haben geheiratet und durch ihn bin ich hier „hängengeblieben.“

Jetzt freue ich mich, wenn Besucher aus vielen Ländern unser schönes Schwerin besuchen. Für sie mache ich seit 2004 Stadtführungen auf Deutsch, Englisch und Spanisch. Auch Schlossführungen und aktuell bin ich in der Ausbildung, um auch Führungen im Landtag machen zu dürfen. Ehrlich, mir fehlen die Gäste in der Stadt sehr.

Keine Besucher, keine Stadtführungen. Keine Stadtführungen, kein Einkommen. Und noch kein Ende abzusehen. Ich freue mich darauf, wenn es wieder losgeht. Und werde mich auch nach einem anderen Job umsehen müssen, vielleicht einen, der unabhängig vom Tourismus ist.“